Hilfszügel II

Extra ein nicht so schönes Reitbild: Ich versuche, Anni von ihrer starken rechten Seite auf die schwächere linke umzubalancieren. Das fällt ihr schwer, deshalb macht sie sich im Hals fest.
Extra ein nicht so schönes Reitbild: Ich versuche, Anni von ihrer starken rechten Seite auf die schwächere linke umzubalancieren. Das fällt ihr schwer, deshalb macht sie sich im Hals fest.

Claus Penquitt sagte den schönen Satz: "Hilfszügel sind für Hilfsschüler" Da ich aber weder meine Pferde oder Schüler noch mich dazu zähle, lehne ich Hilfszügel ab. Alle Arten davon.

 

Meiner Meinung nach haben Hilfszügel keinerlei Daseinsberechtigung, denn sie hindern das Pferd daran, sich frei zu bewegen und mich, den Problemen meines Pferde auf die Spur zu kommen und sie zu beheben.

 

Wenn ich hinschaue, zeigt mir das Pferd ohne Hilfszügel mit seinem Gangbild und seiner Haltung, wo es Schwierigkeiten hat, etwa mit der Balance oder der Lastaufnahme eines Beins. Dazu muss ich natürlich auch hinsehen. Und die Symptome erkennen. Und die Ursache herausfinden. Und dann daran arbeiten.

 

Dazu wiederum muss ich natürlich wissen, woran es liegt, dass das Pferd sich raushebt, auf die Schulter fällt oder sich auf die Hand legt. Und wissen, was ich dagegen tun kann.

 

Jeder Reiter (und auch ggf. nichtreitender Pferdebesitzer) ist der Trainer seines Pferdes. Ein guter Trainer wird immer mit seinem Klienten im Gespräch darüber bleiben, wie dieser die Übung empfindet, ob's zu schwer war und hinterher Muskelkater gab oder ob sich vielleicht die Beweglichkeit verbessert hat.

 

Wenn ich meinem Trainingspartner Pferd "den Mund verbiete", indem ich es in eine Zwangshaltung bringe, findet nur noch eine einseitige Kommunikation statt, nämlich Befehle seitens des Menschen, unabhängig davon, ob das Pferd den Anforderungen gewachsen ist oder nicht.

 

Wenn ich aber mein Pferd mitreden lasse und auf seine Probleme eingehe, fördert das das Vertrauen des Pferdes in mich und auch in sich selbst, denn wir verbessern dann gemeinsam sein Körpergefühl, Balance, Beweglichkeit, Kraft und Koordination.

 

Ich finde, wir sind es unseren Pferden schuldig, so viel wie möglich an uns selbst zu arbeiten und zu lernen, um mit ihnen im Gespräch bleiben zu können und ihnen nicht aus Angst vor einer Diskussion, der wir nicht gewachsen sind, den Mund verbieten zu müssen.

 

Ein Pferd mit Hilfszügeln, womöglich unter dem Reiter, ist wir eine Ballerina mit schlecht gepacktem Marschrucksack und auf den Rücken gefesselten Händen, die Schwanensee tanzen soll. Das geht gar nicht!

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