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Jahresrückblick 2022: Das Leben ist ein Ponyhof!

Nachdem ich im vergangenen Jahr meinen Bürojob aufgegeben hatte, war mein erster Gedanke: "Das Leben ist ein Ponyhof!". Dabei hatte ich damals noch gar nicht den eigenen Ponyhof im Sinn, der Plan war ein ganz anderer. Aber erstens kommt es anders und zweiten als man denkt...

Und weil ich zwischendurch wenig zum Berichten gekommen bin, bekommt Ihr heute meinen Jahresrückblick 2022.

Meine Ziele in 2022 und was daraus geworden ist

  • mich in alle Themen rund um die Führung eines Pensionsstalls einarbeiten und den Betrieb kennenlernen: Ich habe sehr viel gelernt und mir erarbeitet, aber es wird immer noch etwas geben...
  • den Karren nicht an die Wand fahren: Hat bis jetzt funktioniert
  • das Unternehmen Pferdehof zu optimieren, sodass es für alle funktioniert: Daran arbeite ich noch, bin aber auf einem guten Weg
  • meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden: Hm, das war und ist immer mein Thema. 
  • Reiten: ja, ich habe es im Durchschnitt einmal pro Monat auf's Pferd geschafft...
  • dieses Jahr kein Ziel, aber dennoch erreicht: Normalgewicht. Das tägliche Ganzkörpertraining hat sich ausgezahlt und ich habe 20 kg abgenommen. Leider passen mir meine Klamotten alle nicht mehr...
  • Bloggen, um Euch teilhaben zu lassen am Abenteuer Ponyhof: Hat zeitlich überhaupt nicht hingehauen
  • meine Stallgemeinschaft mit lustigen Aktionen unterhalten: Ich habe so viele tolle Ideen, nur an der Umsetzung hapert es... 

Papierkram

OMG, was für Berge an Papierkram habe ich erledigt... Stellenweise war ich ganz schön überwältigt von den Anträgen, Formularen, Nachfragen, Genehmigungen, Bescheiden, Abrechnungen, Preisvergleichen... Und das alles nebenbei. Aber ich habe es nach und nach in den Griff bekommen und herausgefunden, wie ich die Berge am besten bewältigen kann. Vieles davon war ja nur einmal zu erledigen oder einzurichten und läuft dann (hoffentlich).

Technik

blauer Traktor lädt Heu ab
Heulieferung

Zum Glück bin ich recht technikaffin und Traktorfahren macht mir Spaß, denn ich habe zwei Traktoren und einen Gabelstapler. Wieso sind eigentlich alle drei rot? Das ist ja nicht so meine Farbe. Hm.

Nach einer Mini-Einführung in die Wunderwelt der Traktoren habe ich ziemlich schnell und ohne größere Unfälle gelernt, die Weideschleppe anzuhängen, Schaufel und Spieße am Frontlader zu tauschen, Heuballen-Tetris zu spielen und die Reithallenschleppe zu reparieren. Und ich kann in Rekordzeit Heu- und Strohballen auf dem Dachboden einlagern, wenn die Lieferanten sie turbomäßig abladen.

Nur Christine (kein Plymouth Fury, sondern die elektrische Mistkarre) hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und mich nach zwei Wochen im Stich gelassen. Totale Arbeitsverweigerung, sie fährt nur noch rückwärts, inzwischen hat sie auch noch einen Platten...

Sachkundenachweis

Um den Pensionsstall betrieben zu können, habe ich im Frühjahr den Sachkundenachweis gemacht. Bis zum letzten Jahr fanden diese Kurse in Ansbach, Weiden oder online statt, dieses Jahr zum ersten Mal nur noch in Schwaiganger. Also gleich um die Ecke. Nicht. Neben einem Haufen Fahrerei (und das bei den gestiegenen Spritpreisen) war dieser Kurs natürlich mit viel Lernen verbunden. 

Der Katalog des Veterinäramtes umfasste über 400 prüfungsrelevante Fragen, auf die man sich die Antworten selbst erarbeiten durfte und die nicht alle im Kurs behandelt wurden. Auch das mal eben nebenbei. Aber jetzt kann ich einen Overo- von einem Tobianoschecken unterscheiden. Brauche ich auch unbedingt im Stallalltag... Glücklicherweise habe ich ausgerechnet den Teil gelernt, der dann auch in der Prüfung drankam. Die Prüfer waren nett, aber streng und haben ordentlich nachgefragt. Gefühlt ist die Hälfte der Kursteilnehmer durchgefallen, tatsächlich war es wohl etwa ein Drittel. 

Ich habe auch Nützliches und Interessantes gelernt und ebenso, wie man es nicht macht...

Arbeitserleichterung

Immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Stallarbeit so schnell und einfach wie möglich erledigen zu können, habe ich Miscanthus-Pellets als Einstreu und eine elektrische Mistgabel getestet. Dazu gibt es definitiv noch einen gesonderten Blogartikel, daher an dieser Stelle nur eine kurze Zusammenfassung: Die Einstreu verhält sich jahreszeitlich, witterungsbedingt und von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich, spart allerdings viel Arbeit und Mist. So bekomme ich den Mist aus drei bis vier Boxen in eine Schubkarre (die ich dann allerdings nur noch schwer anheben kann...) und muss nur einmal zum Misthaufen fahren, während bei Stroheinstreu im Schnitt eine Karre pro Box fällig wird. Nachgestreut wird einmal pro Woche, nicht täglich wie bei Stroh.

Falls Christine nochmal flott gemacht werden kann, wäre das natürlich eine weitere Erleichterung.

Dankbar sein und genießen

Im Sommer gab es insgesamt ein bißchen weniger Arbeit und ein bißchen mehr Zeit, um mal über die Koppel zu gehen und Pferdenasen zu streicheln, Fotos zu machen oder einfach die Pferde beim Grasen und Spielen zu beobachten. 

Aber auch jetzt (aktuell ist es kalt und es liegt Schnee) findet sich die eine oder andere Gelegenheit dazu. 

Und auch wenn es schon sehr anstrengend ist, genieße ich jeden einzelnen Tag und bin froh, nicht mehr im Büro sitzen zu müssen.

Und ich bin sehr dankbar dafür, dass Thomas mir den Rücken frei hält und mithilft, wenn Not am Mann ist. 

Meinen tollen Einstellerinnen bin ich auch dankbar, denn sie sind alle total unkompliziert und sehr hilfsbereit und haben dafür gesorgt, dass ich dieses erste Jahr gut und zufrieden hinter mich gebracht habe und sogar für ein paar Tage in den Urlaub fahren konnte. Mädels, Ihr seid super!

Last but not least gibt es da natürlich auch noch mein Stallteam, die mit ordentlichem Einsatz ebenfalls für etwas mehr Freizeit und den einen oder anderen Ausritt gesorgt haben. Vielen Dank dafür!

Urlaub

Fünf Tage unpferdige Abenteuer in Südtirol: Wir waren beim Gassltörggelen in Klausen, haben uns Sterzing und Meran angesehen und endlich am Latzfonser Kreuz. Zwischendurch haben wir geschlemmt und sind gewandert (in dieser Reihenfolge). Wie immer war es viel zu kurz und ich freue mich schon auf's nächste Mal. 

Zeit- und Kraftmanagement

Work, eat, sleep, repeat.

Für mich ist es schwierig, meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich bilde mir immer ein, ich kann alles und zwar alleine. Um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen, fällt mir schwer. Ich muss auch mal Fünfe gerade sein lassen und Feierabend machen, wenn ich nicht mehr kann. 

Anfang des Jahres habe ich vor den riesigen Papierkrambergen gestanden und bin verzweifelt, weil ich versucht habe, sie nach dem Stalltag zu bewältigen. Dafür habe ich versucht, freie Nachmittage zu schaffen, um die dann mit noch mehr Arbeit zu füllen, statt mal die Freizeit zu genießen. Inzwischen habe ich aber festgestellt, dass es einfacher ist, eine halbe Stunde früher aufzustehen und eine wichtige Sache gleich früh mit klarem Kopf zu erledigen. So bekomme ich sehr viel effizient erledigt und kann den Punkt "Papierkram" auf meiner ToDo-Liste schon gleich früh abhaken.

Pferde

Die meisten Pferde hier im Stall kenne ich schon seit Jahren, aber der tägliche Umgang mit allen und die Möglichkeit, sie in ihrem Herdenalltag zu beobachten, hat sie mir noch einmal ganz anders näher gebracht. Inzwischen kenne ich viele ihrer liebenswerten Eigenheiten, Vorlieben und Macken und sie sind mir alle sehr ans Herz gewachsen. 

Die Herde ist ja wirklich ziemlich groß, aber so harmonisch wie im Moment habe ich sie nie gesehen. Die jungen Wallache bringen die älteren wieder zum Spielen und es gibt nicht einen, der sich da völlig raushält. Die Stuten sind nett miteinander und die ranghohen Mädels beschützen tatsächlich die Neuen vor zu aufdringlichen Jungs. 

Die Eingliederung der neuen Pferde ging völlig reibungslos vonstatten, bei den Wallachen hatte man den Eindruck, sie wären schon immer dagewesen, die Stuten haben für etwas mehr Bewegung bei einzelnen Pferden gesorgt, aber auch das war eine Sache von Minuten.

Und die Herde war noch nie so bunt. Es gibt fünf Schecken (alles Tobianos) und ein paar mit Sonderlackierung...

Abenteurer zu Besuch

Hellbraunes Muli auf der Wiese
Rosalia, das Wandermuli

Ende April hatten wir Rosalia, das Muli, zu Besuch. Sie war auf dem Weg von Dresden nach Ansbach oder so und hat sich bei uns ein paar Tage ausgeruht. Die Pferde waren etwas pikiert über die Nachbarin mit den langen Ohren und schönen Augen.

Ende Juni hat das Gespann einer Gruppe Wanderfahrer bei uns übernachtet. Die vier schweren Warmblüter waren mit ihren Menschen 400 km am grünen Band entlang gefahren. Hier bei uns endete die letzte Etappe und ein tolles Abenteuer. Am Morgen ging es dann im Transporter wieder in den Heimatstall.

Reitunterricht

Pferde und Reiter auf einem Schotterweg
Auch Ausreiten will gelernt sein

Genau wie das Reiten selbst musste ich leider auch das Unterrichten hintan stellen. Selbst hier im Stall finde ich oft keine Zeit dafür. 

Umso dankbarer bin ich meinen lieben Reitschülerinnen, die mir trotz der Unregelmäßigkeit treu bleiben und mir immer wieder schöne Stunden bescheren.

Allerdings habe ich mein Repertoire um Unterricht im Gelände erweitern können. Das macht allen Beteiligten echt viel Spaß. 

Stallgemeinschaft

Meine Stallgemeinschaft ist die beste!

Das hat sie gerade wieder bewiesen, indem sie eine Weihnachtsfeier in der Reithalle auf die Beine gestellt hat mit Pferde-Theater und, extra für mich, einem Pas de deux.

Und sie hat mich überrascht mit einem tollen Logo für den Stall und Stalljacken und Shirts.

Und sie hat mir über Weihnachten Urlaub verordnet. 

Ich weiß gar nicht, über was davon ich mich am meisten freue.

Ihr seid super!

Anni

Blondes Pferd hält die Nase in die Kamera
Anni macht Quatsch

Tja, Anni...

Sie ist 20 geworden dieses Jahr und seit 17 Jahren bei mir. 

Leider konnte ich ihr so gar nicht gerecht werden. Vor lauter Arbeit hatte ich überhaupt keine Zeit für sie. Wir waren ein paarmal ausreiten, immer mit schlechtem Gewissen, weil sie ja nicht angemessen im Training ist. Immerhin muss sie inzwischen weniger an mir schleppen. 

Gut, dass wir Juliane haben. Danke auch dafür, dass Du Dich um Anni gekümmert hast!


Was erwartet mich in 2023?

  • weniger Arbeit (hoffentlich)
  • mehr Reiten
  • Ausbildung zum Reittrainer Sitzschulung an der Sibylle Wiemer Akademie beenden
  • mehr Bloggen
  • das Leben genießen
Schotterweg bergauf vom Pferderücken aus
Der Weg ist das Ziel

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Kommentare: 1
  • #1

    Franzi & Liesbeth (Dienstag, 27 Dezember 2022 10:30)

    Liebe Janett, ja das war wirklich ein aufregendes und spannendes Jahr. Aber, Du hast dein bestes gegeben und bist unseren Wünschen immer gerecht geworden. Wir danken Dir von Herzen für deinen Mut, deine Kraft und für das tolle Jahr.
    In diesem Sinne ein Hoch auf Dich und auf das kommende Jahr.����